Im Jahr 2009 wurde Lwiw (deutsch: Lemberg) zur europäischen Kulturhauptstadt auserkoren, bereits elf Jahre zuvor war das historische Zentrum in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes eingetragen worden. Schon nach wenigen Schritten in der Altstadt von Würzburgs neuer Partnerstadt ist klar warum: Die Geschlossenheit des historischen Ensembles beeindruckt auf den ersten Blick. Bauten der Renaissance, des Barocks, des Klassizismus, Historismus, Jugendstils und Art déco verschmelzen zu einem architektonischen Sinnenrausch.
Auch jetzt, in Zeiten des Krieges, ist die Altstadt sehr belebt, auch am Abend. In der Innenstadt reiht sich Geschäft an Geschäft, Kneipe an Kneipe. Letztere scheinen sich an Originalität übertrumpfen zu wollen, viele Eingangsbereiche locken mit witzigem Dekor. Die Altstadt überragt der Turm des klassizistischen Rathauses, am quadratischen Marktplatz reiht sich eine prächtige Bürgerhaus-Fassade an die andere. Am Ende des Freiheits-Prospektes kann man die 1900 fertiggestellte Oper mit ihrer historistischen Fassade bewundern, gleich nebenan steht das Maria-Zankovetska-Nationaltheater. Die Stadt ist zudem reich an Kirchen verschiedener Baustile.
Lwiw hat eine geschlossene historische Altstadt – trotz wechselhafter Geschichte
Dass die Altstadt von Lwiw so geschlossen erhalten ist, verwundert angesichts der sehr wechselhaften Geschichte der Stadt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierte die Stadt eine polnische Bevölkerungsmehrheit, daneben gab es einen großen Anteil Juden und Ukrainer, dazu kamen armenische und deutschsprachige Minderheiten. Letztere deshalb, weil Lemberg zwischen 1772 und 1918 österreichisch war. Davor war die 1259 erstmals urkundlich erwähnte Stadt viele Jahrhunderte lang unter polnischer Herrschaft gewesen.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt wieder zu Polen – bis zum deutschen Überfall auf Polen 1939. Als Folge des Hitler-Stalin-Paktes wurde Lwiw in die Sowjetunion eingegliedert. 1941, nach dem deutschen Überfall auf die UdSSR, besetzte die deutsche Wehrmacht die Stadt. Nach 1945 gehörte Lwiw dann wieder zur Sowjetunion – bis zur Unabhängigkeit der Ukraine 1991.

Auch wenn die Auswirkungen des aktuellen russische Angriffskriegs in Form von Sandsäcken vor Kellerschächten und eingehausten Denkmälern sichtbar sind: Würzburgs neue Partnerstadt ist ein architektonischer Traum und auch in diesen schwierigen Zeiten ein Ort voller Leben und Kreativität. Eine Stadt zum Verlieben!
In der vergangenen Woche sind Würzburg und die westukrainische 725.000-Einwohner-Stadt Lwiw eine Städtepartnerschaft eingegangen. OB Christian Schuchardt und sein Amtskollege Andrij Sadovyj unterzeichneten im Rathaus von Lwiw die Partnerschaftsurkunde am 23. Februar, dem Vorabend des ersten Jahrestages des Kriegsbeginns in der Ukraine.

