Es war einer der größten Brände in Würzburgs Nachkriegsgeschichte, der schlimmste in der Innenstadt: In der Nacht vom 14. auf den 15. September 2011, also vor genau zehn Jahren, ist der Gebäudekomplex von St. Hildegard im Peterer Viertel teilweise abgebrannt. Dabei entstand ein Millionenschaden. Es dauerte mehre Monate, bis alleine das Dach wieder komplett abgedichtet werden konnte.
Der Alarm war am 15. September, einem Donnerstag, gegen 1.30 Uhr eingegangen. Die Berufsfeuerwehr und die freiwilligen Feuerwehren rückten an. Die enge und verwinkelte Bebauung am Brandort machte den Einsatz für sie besonders schwierig, denn dadurch war mit schwerem Gerät kaum an den Brandherd heranzukommen. Überall versperrten in den engen Gassen geparkte Autos den Weg, berichtete Reinhard Kolwalzik, Einsatzleiter der Feuerwehr am Folgetag. Unter dem Dach von St. Hildegard waren die Fachakademie für Sozialpädagogik, das Haus für Kinder (Hort und Kindergarten), das "Berscheba", ein Heim für traumatisierte Frauen, und Wohnungen der Oberzeller Schwestern untergebracht.
Das Feuer war in einem Dachstuhl ausgebrochen und sprang auf weitere Häuser über, rund 100 Meter Dachstuhl gerieten in Brand. Die ganze Nacht kämpften rund 100 Feuerwehrleute aus Stadt und Landkreis gegen die Flammen, die den Himmel über der Stadt erhellten. Mit mit 22 Fahrzeugen und vier Drehleitern waren sie in den engen Gassen der Altstadt im Einsatz. Rotes Kreuz, Johanniter und Malteser waren mit 80 Helfern und 25 Fahrzeugen vor Ort. Gott sei Dank hatten sie – im Gegensatz zur Feuerwehr – wenig zu tun.
Sophie (Name von der Redaktion geändert), eine der Bewohnerinnen von Berscheba, wurde vom energischen Klopfen an ihre Zimmertür geweckt, berichtet sie heute gegenüber Anja Mayer von der Öffentlichkeitsarbeit der Oberzeller Schwestern . "Feuer, Feuer", habe ihre Mitbewohnerin geschrien. Auf dem Dachboden brannte es bereits lichterloh.

"Da war alles orange", erinnert sich Sophie. Die heute 29-Jährige, die ihren Alltag inzwischen mit Beruf und eigener Wohnung wieder völlig selbstbestimmt meistert, erinnert sich noch genau an die traumatische Nacht.
Den Bewohnerinnen des Wohnverbundes Berscheba war das Ausmaß des Brandes noch nicht bewusst, als sie sich gegenseitig im Haus aufweckten. Eine der jungen Frauen klingelte die Ordensschwestern im Nachbarhaus wach. Als die Frauen das brennende Gebäude verließen, rückte bereits die Feuerwehr an. "Wir standen im Schlafanzug auf der Straße, als die Mitarbeiterinnen aus dem Bereitschaftsdienst kamen", erzählt Sophie.
Viele der Bewohnerinnen hatten in den Flammen ihr Hab und Gut verloren. Das Kloster Oberzell stellte Geld zur Verfügung: Kleidung, Hygieneartikel, Elektrogeräte, Möbel – alles musste neu angeschafft werden. Der Caritasladen öffnete am Tag nach dem Brand seine Türen außerhalb der normalen Öffnungszeiten für die Bewohnerinnen von Berscheba, damit sich jede das Wichtigste nehmen konnte. Es gab viele Kleiderspenden, ein Benefizkonzert und großzügige finanzielle Unterstützung von Firmen und Privatleuten.
Erst drei Jahre später, im September 2014, konnten die Schülerinnen von St.Hildegard in die Gebäude zurückkehren. Die Frauen von Berscheba hatten bereits im Dezember 2011 ein neues Domizil bezogen.
Vier Personen wurden bei dem Großfeuer leicht verletzt, der Schaden überstieg die anfangs geschätzten 1,5 Millionen Euro deutlich. Die Brandursache blieb bis heute ungeklärt. Sicher waren sich die Ermittler nur, in welchem Teil des Gebäudekomplexes von St. Hildegard das Feuer ausgebrochen war – in der Wohngemeinschaft für traumatisierte Frauen im Dachgeschoss des vierstöckigen Hauses. Eine der Bewohnerinne geriet in den Fokus der Ermittler, bewiesen werden konnte ihr die Tat jedoch nicht.