Ein Donnerstagnachmittag in der Karbacher Schulturnhalle: Amelie, Muriel und Marlene stehen am Netz. "Und jetzt Kätzchen", ruft Tanja Hart-Schneider ihren drei jüngsten Spielerinnen zu, bevor sie den gelb-blauen Ball von der anderen Spielfeldseite gekonnt übers Netz schlägt: ein Volleyball-Training der Karbacher U-14-Mannschaft. In Kürze werden auch die Spielerinnen der U 16 und U 18 in der Halle eintreffen, um dort Aufschläge, Pritschen und Baggern zu üben.

"Kätzchen bedeutet Ausgangsstellung – ich bin bereit", erklärt Hart-Schneider später im Gespräch mit dieser Redaktion. Seit einem Jahr trainiert die 49-Jährige die U 14 der DJK Karbach (Lkr. Main-Spessart). Sie ist die wohl bekannteste Spielerin der einst legendären Frauen-Volleyball-Mannschaft, die von 1994 bis 2002 in der Ersten Bundesliga spielte und in dieser Zeit dreimal im Europapokal-Wettbewerb vertreten war. Tanja Hart galt damals als eine der besten Zuspielerinnen Deutschlands, war Nationalspielerin und nahm in Atlanta, Sydney und Athen an drei Olympischen Spielen teil.
Die eigenen Kinder und deren Freundinnen waren Motivation
Auch die beiden Karbacherinnen Christine Werner, geborene Kern, und Stefanie Häfner, geborene Schüppert, waren damals dabei. Seit rund sechs Jahren geben auch sie ihr Können und Wissen als Trainerinnen an die U-16- und U-18-Juniorinnen weiter.

Wie es dazu kam? "Die eigenen Kinder", antworten Hart-Schneider und Werner wie aus einem Munde. Ihr Nachwuchs und deren Freundinnen seien der Antrieb gewesen, sagt Werner. Wenn man selbst eine tolle Zeit durch den Sport erlebt habe, wolle man seinen Kindern ein Stück davon mitgeben, so die 46-Jährige.

"Ich habe früher immer gesagt: Das mache ich nie", gibt Hart-Schneider zu, deren elfjährige Tochter Emma in der U 14 spielt. Inzwischen hat sie ihre Meinung offenkundig geändert. "Ich möchte einfach etwas zurückgeben", erklärt die frühere Nationalspielerin, die neben ihrer Zeit bei der DJK auch bei anderen Vereinen wie Ulm und Münster, mit denen sie die deutsche Meisterschaft und den Pokal-Wettbewerb gewann, sowie ein Jahr lang in Santa Barbara, Kalifornien, sportliche Erfahrungen gesammelt hat.
Zweiter Platz für Karbacher U 16 bei der nordbayerischen Meisterschaft
Kürzlich fand die nordbayerische U-16-Meisterschaft in der Marktheidenfelder Main-Spessart-Halle statt. Die DJK als Gastgeber belegte dabei überraschend den zweiten Platz hinter Hammelburg und qualifizierte sich mit diesem Erfolg für die bayerische Juniorinnen-Meisterschaft in Unterschleißheim bei München, die am vergangenen Wochenende stattfand. "Ein tolles Erlebnis: diese Gemeinschaft und die ganzen Familien mit Omas und Opas mit dabei", schwärmt Christine Werner. Für sie als Trainerin am Spielfeldrand sei das auch ein klasse Gefühl gewesen.
Und ein Lohn für den zeitlichen Aufwand, den die Trainerinnen und Abteilungsleiter Stefan Endrich, der ebenfalls bei den Übungseinheiten dabei ist, in die Zukunft des Karbacher Volleyballs investieren. "Natürlich macht das auch Arbeit, das sieht man oft nicht", sagt Werner.

Die Nachwuchsmannschaften trainieren zweimal pro Woche, jeweils eineinhalb bis zwei Stunden. Die Gemeinschaft und der Spaß, den die jungen Spielerinnen dabei haben, rechtfertigen den Aufwand, findet Hart-Schneider, die inzwischen wieder in Marktheidenfeld lebt. "Es ist einfach toll, wenn man bei den Kleinen das Funkeln in den Augen sieht."
Volleyball früher und heute: Unterschiede und Parallelen
Auf die Frage, ob es Parallelen zu ihrer aktiven Zeit gebe, müssen die beiden Frauen nicht lange überlegen. "Heute ist es anders. Damals gab es in Karbach für Mädels kein anderes Angebot, da ist man einfach zum Volleyball", erinnert sich Werner. "Heutzutage nimmt die Schule mehr Raum ein", ergänzt Hart-Schneider, die selbst Lehrerin ist. Früher sei sie um 13 Uhr von der Schule nach Hause gekommen, habe Hausaufgaben gemacht .

"Was aber gleich geblieben ist, ist die Sache, dass die Eltern mit an einem Strang ziehen müssen, sonst funktioniert es nicht", so Hart-Schneider. Denn damals wie heute legen die Nachwuchsteams teils weite Strecken für ihre Spiele zurück, diese Fahrten müssen organisiert und die Spielerinnen verpflegt werden.
Begeisterung für Volleyball scheint in Karbach wieder zu wachsen
Während die ehemaligen Volleyballerinnen ihren Töchtern diesen Sport offenbar in die Wiege gelegt haben, kommt Maria Laudenbacher, die in der U 16 spielt, nicht aus einer Volleyball-Familie. "Früher habe ich mit meiner Mama zu Hause ein bisschen im Hof gespielt. Als ich sieben war, habe ich mal beim Training reingeschnuppert und spiele seitdem Volleyball", berichtet die 14-Jährige. Ihr gefalle, dass es ein Teamsport sei und sich alle untereinander sehr gut verstünden. "Ich freue mich immer aufs Training", sagt sie.

Maria Laudenbacher gehört zu der Mannschaft, die am vergangenen Wochenende mit Stefanie Häfner, Stefan Endrich und zahlreichen Eltern zur bayerischen Volleyball-Meisterschaft nach Unterschleißheim gefahren ist. Dort belegten die jungen Karbacherinnen den neunten Platz von zwölf Mannschaften – einer der größten Erfolge in der jüngeren Vereinsgeschichte.
"Dabei sein und Spaß haben", hatte Häfner im Vorfeld als Motto ausgegeben. Es sei einfach schön, dass die Kinder wie schon ihre Mütter zusammenspielen. "Die Fans von damals sind heute auch wieder dabei", sagt Häfner. Die Volleyball-Begeisterung in Karbach scheint mit dieser neuen Spielerinnen-Generation gerade wieder am Wachsen zu sein.
Bayerische U-16-MeisterschaftVorrunde:
DJK Karbach – SV Lohhof 0:2
DJK Karbach – SV Hahnbach 2:0Zwischenrunde:
DJK Karbach – TSV TB München II 1:2Platzierungsspiele:
DJK Karbach – SV Hahnbach 2:0
DJK Karbach – TV Erlangen 2:0Nach Platz zwei in der Vorrunde unterlagen die Karbacherinnen in der Zwischenrunde und spielten weiter um die Plätze neun bis zwölf. Durch einen erneuten Sieg gegen Hahnbach erreichte die DJK das Spiel um Platz neun gegen Erlangen, das sie ebenfalls mit 2:0 gewann. Der zweite unterfränkische Vertreter, die TV/DJK Hammelburg, Erster bei der nordbayerischen Meisterschaft, belegte den zwölften Platz.Für die DJK Karbach U 16 spielten: Lea Freund, Maria Laudenbacher, Ljubica Pesic, Johanna Keller, Marie Schubert, Heidi Häfner, Marlene Bernau, Lara Schubert, Rosalie Schmelz und Lina Rohmann, Trainerin Stefanie Häfner.(vo)