Am Ende des letzten Jahres war die Hoffnung groß, dass der Sportbetrieb im Landkreis Rhön-Grabfeld 2021 wieder störungsfrei stattfinden kann. Letztlich dauerte es aber deutlich länger, bis wieder Leben auf die Fußballplätze und in die Sporthallen zurückkehrte. Zuschauerbeschränkungen, Maskenpflicht und Corona-bedingte Ausfälle beziehungsweise Verschiebungen waren weiterhin an der Tagesordnung. Und dennoch gab es vor allem in den Sommermonaten wieder einige sportliche Highlights in der Region, auf die wir an dieser Stelle zurückblicken wollen.
TSV Bad Königshofen schnuppert an den Play-offs
Eine Ausnahme bildete in den ersten Monaten des Jahres zunächst der TSV Bad Königshofen, der mit seinerersten Mannschaft in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) nicht vom Lockdown betroffen war. Obwohl die Königshöfer auf die Unterstützung ihres frenetischen Publikums verzichten mussten, waren sie so nah dran an der Qualifikation für die Play-offs wie nie zuvor. Bis zum letzten Spieltag hatten die Grabfelder zumindest noch eine kleine Chance auf das Erreichen des vierten Platzes. Nach der 0:3-Niederlage beim TTC Neu-Ulm rutschte der TSV zwar noch auf den achten Platz ab, dennoch war die Saison 2020/21 die erfolgreichste in der TTBL.

Wenige Kilometer weiter dauerte es bis Anfang Mai, ehe zunächst die Regionalliga-Fußballer des TSV Aubstadt das Training wieder aufnehmen durften. Sportlich zu Ende gebracht wurde die Fußball-Saison in allen bayerischen Ligen zwar nicht, aber dennoch war die auf zwei Jahre ausgedehnte Saison 2019/21 nicht bedeutungslos. Mit einer klaren Mehrheit von 71, 1 Prozent der abgegebenen Stimmen sprachen sich die Vereine in einer BFV-Befragung für die Wertung der Saison mit Anwendung der Quotientenregelung sowie Auf- und Absteigern aus. Spontane und ausgelassene Meisterfeiern blieben zwar aus, Grund zum Jubeln hatten aber dennoch einige Vereine.
Trappstadt schafft erstmals den Sprung in die Bezirksliga
So stieg der TSV Trappstadt erstmals in seiner über 90-jährigen Vereinsgeschichte in die Bezirksliga auf - und das mit überwiegend Spielern aus dem eigenen Dorf. Profitiert von der Quotientenregel hat auch die SG Mellrichstadt/Frickenhausen, die im dritten Anlauf die Rückkehr in die Kreisklasse schaffte und vor Saisonbeginn mit dem Einzug ins Kreis-Finale des Toto-Pokals ein weiteres Ausrufezeichen setzte. Überhaupt erst die zweite Meisterschaft der Vereinsgeschichte feierte die SpVgg Althausen-Aub in der B-Klasse Rhön 4. Besonders kurios dabei: Durch die vielen Corona-bedingten Unterbrechungen lag beim Zeitpunkt des Saisonabbruchs der letzte Sieg bereits 18 Monate zurück. Ebenfalls Grund zur Freude hatten der SV Eichenhausen/Saal (souveräner Meister der A-Klasse Rhön 2) und die SG Leutershausen I/Burgwallbach II (Meister der B-Klasse Rhön 3).
Wobei bei den Wallbichern die Freude stark getrübt war. Immerhin sorgte die erste Mannschaft des SV Burgwallbach, die erst 2019 mit dem VfL Sportfreunde Bad Neustadt eine Spielgemeinschaft eingegangen war, mit dem freiwilligen Rückzug aus der Kreisliga für einen echten Paukenschlag. Da aber gleich mehrere Leistungsträger wie der langjährige Torjäger Benedikt Floth ihre Schuhe an den Nagel gehängt hatten und aus der Kreisstadt fast keine Spieler mehr übrig geblieben waren, musste der ehemalige Bezirksligist - nun wieder in Spielgemeinschaft mit der DJK Leutershausen - in der A-Klasse neu anfangen.
Zwei neue Spielgemeinschaften und der Sandberger Höhenflug
Der befürchtete Mannschaftsrückgang im Kreis Rhön durch die anhaltende Corona-Pandemie blieb im Vorfeld der neuen Saison 2021/22 glücklicherweise aus. Dass der demografische Wandel nicht aufzuhalten ist, beweisen allerdings zwei neu geschlossene Spielgemeinschaften. Sowohl der VfB Burglauer (mit dem FC Reichenbach und der DJK Windheim) als auch die DJK Waldberg (mit dem TSV Stangenroth) haben ihre Eigenständigkeit aufgegeben und sich einen Partner aus dem Nachbarlandkreis Bad Kissingen gesucht. Den umgekehrten und eher seltenen Weg ist der FC Sandberg gegangen, der nach zehn Jahren wieder eigenständig am Spielbetrieb teilnimmt und in der Kreisklasse Rhön 2 vom Abstiegskandidaten zum Spitzenteam wurde.

Unvergessen wird das Jahr 2021 auch für Matthias Martin bleiben. Nach der Schockdiagnose Krebs Ende 2020 kämpfte er sich dank der Unterstützung seiner Familie, Freunde und auch seiner Mannschaftskameraden von der SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen zurück. Am 2. Oktober 2021 erlebte er dann seine fußballerische Sternstunde: Im Lokal-Derby der A-Klasse Rhön 3 gegen den TSV Stetten gelangen dem 31-Jährigen beim 10:1-Kantersieg die ersten sechs Treffer. Und dafür benötigte er gerade einmal 31 Minuten. "Es gibt Tage, da gelingt einem alles", erinnert sich Martin zurück und gesteht: "Ich hätte vor dem Pausenpfiff noch weitere zweimal treffen müssen."
TSV Aubstadt begeistert seine Fans
Das fußballerische Aushängeschild des Landkreises ist nach wie vor der TSV Aubstadt, der auch in seiner zweiten Regionalliga-Saison weiter für Furore sorgt. Ein echtes Highlight für die Region war das offizielle Regionalliga-Eröffnungsspiel am 15. Juli gegen den ehemaligen Bundesligisten SpVgg Unterhaching (0:0), zu dem 1.000 Zuschauer in die NGN-Arena kamen. In Erinnerung bleibt vielen wohl auch der 3:1-Erfolg im Viertelfinale des Toto-Pokals gegen den Drittligisten Türkgücü München. Der Lohn: das Halfbinal-Spiel gegen den Traditionsverein TSV 1860 München im Frühjahr 2022 - dann hoffentlich auch wieder vor einer tollen Zuschauerkulisse.
Eine Klasse tiefer in der Bayernliga Nord begann die Saison für den TSV Großbardorf hingegen äußerst holprig. Angesichts eines großen personellen Umbruchs (u.a. verließen die langjährigen Leistungsträger Stefan Piecha und Simon Snaschel den Verein) war dies wenig überraschend. Umso beeindruckender, dass die Grabfeld-Gallier zur Winterpause mittlerweile ein beruhigendes Polster auf die Abstiegsplätze haben. Das Konzept, auf junge Talente aus der Region und den eigenen Nachwuchs zu setzen, scheint also aufzugehen.

Drei deutsche Meistertitel gehen in den Landkreis Rhön-Grabfeld
Doch auch abseits des Fußballs gab es wieder viele sportliche Highlights in der Region. So gingen gleich drei deutsche Meistertitel an Sportler bzw. Teams aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Frauen-Mannschaft des SC Bad Königshofen verteidigte nach fast eineinhalbjähriger Saisonunterbrechung Anfang September ihren Titel in der Schach-Bundesliga. Am gleichen Wochenende holte sich die Skeet-Schützin Valentina Umhöfer aus Saal erstmals den deutschen Meistertitel - was sie selbst sogar etwas überraschte. Strahlen durften auch drei Frauen vom SC Ostheim. Ellen Enders, Susanne Haßmüller und Nadine Richter gewannen bei der Deutschen Berglaufmeisterschaft in Bad Kohlgrub Gold im Team (W35).

Dass sich das Laufen in der Natur auch ohne Zeitmessung immer größerer Beliebtheit erfreut, zeigt der Rhön-Grabfeld-Cup (RGC), der 2021 erneut ohne den sonst üblichen Wettkampfcharakter auskommen musste. Fast 1300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer - davon viele neue Gesichter - haben zusammen knapp 34.000 Kilometer zurückgelegt. Ein besonderes Jahr liegt auch hinter den Schwestern Svenja und Maja Betz aus Nordheim. Während Svenja ihr Profidebüt im Frauen-Radsport feierte, sorgte Maja bei der Challenge in Roth - einem der bedeutendsten Triathlon-Rennen über die Langdistanz - für Aufsehen. In ihrem ersten Rennen über diese Distanz kam die 23-Jährige als zehntschnellste Frau und vierbeste Deutsche ins Ziel.
Ein Jahr zum Vergessen war 2021 hingegen für die Drittliga-Handballerdes HSC Bad Neustadt. Nachdem die Rotmilane in den beiden Jahren zuvor ihren Verbleib in der 3. Liga vor allem den Corona-bedingten Saisonabbrüchen zu verdanken hatten, scheint in dieser Runde der Abstieg kaum noch zu verhindern. Lediglich ein Sieg gelang dem HSC in den bisherigen zwölf Saisonspielen. In der Abstiegsrunde im kommenden Frühjahr kann der Klassenerhalt zwar immer noch gelingen, angesichts der teils deutlichen Niederlagen fehlt dafür aktuell allerdings etwas die Vorstellungskraft.