Kein Bäcker oder Metzger mehr, vom Tante-Emma-Laden ganz zu schweigen: In jedem Landkreis Mainfrankens finden sich Dörfer, die ausbluten. Doch es gibt Bemühungen, dem Sterben entgegenzusteuern - mit Dorfläden zum Beispiel.
Freilich sind sie grundsätzlich ein wirtschaftliches Wagnis, stehen das Verhältnis von Aufwand und Ertrag sowie vor allem der Einsatz von Personal oft auf tönernen Beinen. So wie in Rödelsee bei Kitzingen: Dort betrieb die Gemeinde den Dorfladen zehn Jahre lang selbst und unterstützte ihn danach noch finanziell. Doch Ende 2016 und im Frühjahr 2019 gaben die jeweiligen Pächter aus wirtschaftlichen Gründen wieder auf.
Anders sieht es in Aidhausen im Kreis Haßberge aus. Den Dorfladen dort gibt es seit bald zehn Jahren. "Reich wird man damit nicht", sagt Geschäftsführer Alfred Kaiser zwar. Doch das schließt Erfolg nicht aus: Der Laden mit angegliederter Mehrgenerationenwerkstatt, Bücherei und Café ist gerade zum Sieger beim bundesweiten Wettbewerb "Gemeinsam stark sein", ausgerichtet von der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn, gekürt worden.
Kaiser, der die Metzgerei in dem genossenschaftsähnlichen Dorfladen betreibt, führt dessen Geschäfte seit etwa vier Jahren - ehrenamtlich. Der 53-Jährige sieht im Dorfladen viel mehr als nur ein Unternehmen.

Alfred Kaiser: Ich weiß nicht, ob wir besser sind als andere Dorfläden. Bei uns ist einfach das Drumherum gut. Unser Gebäude wurde damals neu gebaut - das hat bestimmt nicht jeder Dorfladen. Die Struktur hier im Dorf stimmt einfach.
Kaiser: Wir haben ein Schild im Laden hängen, auf dem steht: "Wir haben alles, was du brauchst. Was wir nicht haben, brauchst du auch nicht." Das Grundsortiment haben wir. Also nicht zehn verschiedene Joghurts oder so.
Gutes Stichwort: Ein Fruchtjoghurt, 150 Gramm, kostet bei Ihnen 39 Cent. Das ist günstiger als im Supermarkt. Ist das generell bei Ihren Waren so?Kaiser: Eher nicht. Das sind eher Angebote, mit denen wir zeigen wollen, das wir nicht die Teuersten sind.
Auf welchem Niveau liegen durchschnittlich Ihre Preise im Vergleich zu den klassischen Supermärkten?Kaiser: Das weiß ich gar nicht. Ich schätze, dass wir zehn Prozent drüber liegen.
Kaiser: Wir sehen ja, was wir einnehmen müssten, um auf die Null zu kommen. Wir schlagen in etwa das 1,4-fache drauf.
Das heißt: Sie kaufen zum Beispiel für 10 Euro ein und verkaufen für 14 Euro?Kaiser: So kann man das ungefähr sagen.
Was ist der Renner in Ihrem Angebot? Was wird also am meisten nachgefragt?Kaiser (lacht): Ich hoffe, die Wurst! Im Ernst: Es ist eher der tägliche Bedarf - von der Wurst bis zum Brötchen oder Brot, von der Butter bis zur Milch. Was man halt so braucht, um sich verpflegen zu können.
Jetzt mit dem Bundespreis: Geben Sie anderen Dorfläden doch mal einen Tipp, welchen Fehler sie unbedingt vermeiden sollten.Kaiser: Der größte Fehler ist, wenn sie zu teuer sind. Natürlich ist auch die Lage des Ladens entscheidend. Es sind oft viele Gegebenheiten, die eine Rolle spielen. Zum Beispiel, wie die Leute im Ort drauf sind. Wenn sie in Aidhausen alle gesagt hätten, "Geiz ist geil", dann hätte unser Dorfladen vielleicht keinen Erfolg gehabt.
Kaiser: In Aidhausen kam damals der Anstoß von unten, also aus der Bevölkerung heraus und nicht vom Bürgermeister. Das ist schon mal gut. Denn es müssen die Leute im Ort wollen. Bei uns ist damals abgestimmt worden. Es war mit Abstand das beliebteste Projekt.
Kaiser: Ich wenig, weil ich nicht vorne im Verkauf bin. Aber die Verkäuferinnen hören öfters mal: "Schön, dass der Dorfladen da ist". Es ist ja außerdem was anderes, ob ich einen Bekannten in Aidhausen im Dorfladen treffe oder meinetwegen bei Rewe in Stadtlauringen. In Aidhausen bleibt man stehen und hält einen kurzen Plausch. In Stadtlauringen ist das nicht so.
Aidhausen selbst hat 750 Einwohner - nicht besonders viel. Kommen auch Kunden aus anderen Teilen der Gemeinde in den Dorfladen?Kaiser: Wir hatten vorher ja schon durch die Metzgerei Kunden von außerhalb. Mit dem Dorfladen ist das zumindest nicht schlechter geworden. Zusätzlich zum Metzger haben wir auch den Bäcker von Aidhausen in den Dorfladen geholt. Dadurch haben wir jetzt einen kleinen Supermarkt.
Kaiser: Wir hatten am Anfang einen Bringdienst. Und einen Bus, um diese Leute abzuholen. Aber das ist alles im Sand verlaufen. Diese Kunden wissen sich auch so zu helfen, das ist unsere Erfahrung.
Größer, kleiner, verschwunden: Wie wird der Dorfladen in Aidhausen in zehn Jahren aussehen?Kaiser: Ich glaube nicht, dass er dann größer oder kleiner ist. Ich hoffe eher, dass es ihn dann noch gibt. Wir werden alles dafür tun. Für das Dorf ist der Laden auf jeden Fall so wichtig, dass er hoffentlich in zehn Jahren noch da ist.

Dorfläden




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