Die Meinung des Landesdenkmalrats ist eindeutig und unmissverständlich: Einstimmig und vehement hat sich das beratende Gremium des bayerischen Landtags gegen den Bau des neuen Firmenkomplexes von CS Trans am Ortsrand von Grundfeld in Richtung Lichtenfels/Seubelsdorf ausgesprochen.

Auf dem Gelände an der Bürgermeister-Meißner-Straße in Grundfeld sollen, wie die Planer Dina Hetz und Reinhard Blechschmidt von der Lichtenfelser Ingenieurgesellschaft Strukturdesign in der Juni-Sitzung im Stadtrat Bad Staffelstein erläuterten, eine Halle mit einer Lagerfläche von 15 000 Quadratmetern sowie Logistikbereich entstehen. Im nördlichen Teil des Geländes zudem Werkstatt, Waschanlage und eine betriebsinterne Tankstelle und im vorderen Bereich Verwaltung, Büroräume und die Anmeldung für die Lastkraftfahrer. Plus Umfahrung und Rangierfläche sowie Lasterparkplätze. Damals vertagte der Rat die Entscheidung zur vorhabensbezogenen Bauleitplanung und zum Vorentwurf des Neubaus des Logistikunternehmens CS Trans. Stattdessen wurde ein Arbeitskreis installiert, um all die Forderungen der Stadt zusammenzuführen.
„Der Landesdenkmalrat hält den Standort für höchst fragwürdig. Fragwürdig deshalb, weil dann das Obermain-Tal endgültig zugebaut wird. “
Dr. Thomas Goppel (CSU), Staatsminister a. D.

Nun also hat sich der Landesdenkmalrat in München der Sache angenommen. „Wir haben ausführlich darüber gesprochen“, sagt Dr. Thomas Goppel (CSU), Staatsminister a. D. und Vorsitzender des Landesdenkmalrats, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Der Landesdenkmalrat hält den Standort für höchst fragwürdig. Fragwürdig deshalb, weil dann das Obermain-Tal endgültig zugebaut wird. Es wäre ein Ansatz, dass die Identität des Tales endgültig zerstört wird.“ Goppel selbst spricht von „einem Brocken“, der das Tal nachhaltig schädigen würde. Schon jetzt, so die Landesdenkmalräte in ihrem Beschluss, sei der Gottesgarten am Obermain durch A 73, B 173 und Bahnlinie stark belastet. Wenngleich diese natürlich auch Entwicklungschancen mit sich brächten.
Nicht zuletzt dank Vierzehnheiligen und Kloster Banz sei die Region eine herausragende und in besonderem Maße empfindliche Kulturlandschaft. Ein Netz von Blickbeziehungen und funktionalen Bezügen verbinde die Denkmäler der Region miteinander, die Sichtachsen seien von überragender denkmalpflegerischer Bedeutung. Außerdem habe Vierzehnheiligen eine der lebendigsten Wallfahrten Bayerns.

Der Landesdenkmalrat besteht aus Vertreter des Bayerisches Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst ebenso wie aus Abgeordneten des Landtags, Vertretern aus evangelischer und katholischer Kirche, Bauernverband, Architektenkammer, Landkreis- und Gemeindetag sowie dem bayerischen Handwerk, der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung und dem Landesverein für Heimatpfleger. Das Gremium wurde vor 42 Jahren gegründet. „Wir beschäftigen uns mit streitigen Angelegenheiten zum Kulturbild Bayerns und sorgen dafür, dass bei Abwägungen denkmalpflegerische Aspekte eingebracht werden.“ Die einhellige Meinung zu CS Trans, formuliert vom Vorsitzenden Dr. Thomas Goppel: „Wir empfehlen der Stadt Bad Staffelstein, anders zu planen, sich einen anderen Standort zu suchen.“
MdL Ursula Sowa: „Der Gottesgarten verträgt keinen Meteoriteneinschlag.“
Die Bamberger Landtagsabgeordnete Ursula Sowa ist seit kurzem Mitglied im Regionalverband des Landesdenkmalrats. „Ich bin erleichtert, dass wir einstimmig den hohen Wert des ,Gottesgartens‘ erhalten wollen und dieses Logistikzentrum rigoros aus denkmalpflegerischer Sicht ablehnen“, sagt sie auf Nachfrage dieser Redaktion. „Wie ich in Erfahrung bringen konnte, ist eine einstimmige Empfehlung äußerst selten. Das heißt: Hier brennt es!“ Sowa war es auch, die die Landesdenkmalrats-Mitglieder Dr. Sabine Weigand (MdL, Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Karin Dengler-Schreiber (Bambergs ehemalige Heimatpflegerin) und Marion Resch-Heckel (Architektenkammer) gebeten hatte, das Thema auf die Tagesordnung zu nehmen. „Dazu müssen mindestens drei der Mitglieder einen solchen Antrag befürworten.“ Wie im Fall CS Trans. „Über den Erfolg freue ich mich sehr. Für mich persönlich ist dieses Bauvorhaben ein grober Frevel in einer wunderschönen Kulturlandschaft. Der Gottesgarten verträgt keinen Meteoriteneinschlag.“

Christian Schad, Firmeninhaber von CS Trans, erfuhr über das Obermain-Tagblatt von dem Beschluss des Landesdenkmalrats. Als Bauherr sei er sich nicht sicher, in welche Richtung es nun weitergehen werde – ob er hierbleiben oder weggehen werde. Zu Details wollte er sich nicht äußern.
Bürgerentscheid: Mehrheit stimmt für den Flächennutzungsplan
Seit zweieinhalb Jahren bemüht sich der Logistikspezialist aus Grundfeld nun schon um einen Firmenneubau. Im November 2019 fand ein Bürgerentscheid statt. 66,5 Prozent der Bürger aus dem Stadtgebiet, die an die Urnen traten, stimmten für eine Änderung des Flächennutuzungsplans und damit letztlich für den Neubau von Hallen des Logistikunternehmens CS Trans am Ortsrand von Grundfeld. Die Wahlbeteiligung lag im Stadtgebiet jedoch bei niedrigen 45,6 Prozent: Nur 4082 der 8951 Bürger machten von ihrem Recht zur Mitbestimmung Gebrauch. In Grundfeld selbst traten 216 Wähler an die Urne. 88 von ihnen stimmten gegen den Hallenneubau, 128 jedoch dafür.

Die Stadtverwaltung um Bürgermeister Jürgen Kohmann reagiert überrascht auf die Beschlüsse aus der Landeshauptstadt. „Der Landesdenkmalrat hat sich bisher noch nicht gegenüber der Stadt Bad Staffelstein geäußert", antwortet Geschäftsleiter Wolfgang Hörath im Auftrag des Rathauschefs. „Wir befinden uns in einem laufenden Verwaltungsverfahren in dem keine persönlichen Einschätzungen und Stellungnahmen abgeben werden. Wir bitten um Verständnis.“
Beschluss des Landesdenkmalrats hat für die Stadt keine rechtliche Bindung
Eine rechtliche Bindung hat der kürzlich gefasste Beschluss des Landesdenkmalrats übrigens nicht. „Nein, letztlich entscheidet die Kommune, sie muss sich aber den womöglich entgegenkommenden Widersprüchen stellen“, so Goppel.
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