Steffen Vogel, Bezirksvorsitzender der CSU in Unterfranken, ist immer für einen guten Spruch gut: "Das ist doch das Alter, in dem man in der katholischen Kirche gerade erst anfängt, Karriere zu machen", witzelt der Landtagsabgeordnete am Dienstag im Gespräch mit der Redaktion. Gemeint sind 68 Lebensjahre. So alt wird sein Parteifreund Wilhelm Schneider, amtierender Landrat in den Haßbergen, bei der nächsten Kommunalwahl sein. Zu alt, als dass er nach bisheriger Regelung noch einmal hätte kandidieren können.
Doch Anfang März hat das bayerische Kabinett die Altersgrenze für Kommunalpolitikerinnen und -politiker aufgehoben. Vom Gesetz her steht einer dritten Amtszeit Schneiders nichts mehr im Wege. Was im konkreten Falle freilich voraussetzen würde, dass er es selber noch einmal wissen will, dass ihn seine Partei zuvor nominiert und schließlich die Wählerinnen und Wähler auch ein drittes Mal zum Kreisoberhaupt wählen: Denn auch 2026 dürfte er nicht der einzige Bewerber sein, wenn auch aus den anderen politischen Lagern noch niemand öffentlich Anspruch erhoben hat.
Was also sagt der einstige Bürgermeister von Maroldsweisach selbst zu der überraschenden Perspektive? Grundsätzlich finde er es richtig, dass die Altersgrenze fällt, lässt Schneider die Redaktion wissen. Letzten Endes sei nicht das Alter eines Kommunalpolitikers entscheidend, sondern die Bürgerinnen und Bürger, die den Ausgang einer Wahl bestimmten.
Schön, aber will er nun noch einmal, oder nicht? Das lässt der Landrat offen. Er spricht von einer ganz neuen Situation, die sich jetzt ergeben habe. "Bisher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, weil rechtlich eine weitere Kandidatur gar nicht möglich war, um die Amtszeit zu verlängern." Er werde in aller Ruhe darüber nachdenken, einige Gespräche führen "und dann entscheiden, wenn es soweit ist."
"Das ist doch das Alter, in dem man in der katholischen Kirche gerade erst anfängt, Karriere zu machen"
Steffen Vogel über das Alter von Landrat Schneider bei der nächsten Kommunalwahl
Wann es soweit ist, das lasse sich schwer sagen, meint Steffen Vogel, der lange Jahre CSU-Kreisvorsitzender war. Er deutet an, dass es eine wichtige Rolle spielen wird, wer sonst noch aus CSU-Kreisen als Kandidat oder Kandidatin in Frage kommt. Will heißen: Wer im Landkreis schon ein bekanntes Gesicht ist, Vogel nennt als ein Beispiel den Eltmanner Bürgermeister Michael Ziegler, der braucht sich der Bevölkerung auch als Landratskandidat nicht groß vorstellen. Einen "Nobody" hingegen müsste man in allen Ecken des Landkreises bekannt machen – und entsprechend früh nominieren. Dann müsste auch der Amtsinhaber beizeiten Farbe bekennen.

Seit zehn Jahren sitzt Vogel im Landtag, er ist, gemessen an der üblichen politischen Karriereleiter, mit seinen 48 Jahre noch jung. Doch auch er sieht keinen großen Sinn in einer Altersgrenze für ein politisches Mandat. Für den Landtagsabgeordneten aus Theres steht eher die Dauer der Amtszeit im Vordergrund: Ist jemand vielleicht schon zu lange in Amt und Würden und dementsprechend "eingefahren"? Oder kann die Person noch neuen Schwung bringen, was er zum Beispiel dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz zutraut, sollte der aus der Bundestagswahl im September 2025 als Kanzler hervorgehen. Das wäre dann kurz vor dessen 70. Geburtstag.
"In jedem Fall haben wir nun eine ganz neue Option", sagt Vogel aus Sicht der CSU Haßberge. Es sei doch schön, wenn es in den eigenen Reihen mehrere Alternativen gebe. Mehrere Alternativen? Unter den Namen derer, die als möglicher neuer Landrat oder Landrätin gehandelt werden, ist auch seiner. "So sagen es die Leute", antwortet der Jurist auf die Frage, ob er tatsächlich zum Bewerberkreis zählt. Schon 2020 wollte Vogel eine Kandidatur zumindest nicht ausschließen.

Auch die vormalige Digitalministerin Dorothee Bär könnte Ansprüche anmelden, sollte sie ihre bundespolitische Karriere beenden wollen oder müssen. Dass sie im vergangenen September den Kreisvorsitz von Steffen Vogel übernommen hat, dürfte für mögliche Ambitionen der 44-Jährigen in Richtung Landratsamt förderlich sein. Explizit ausschließen wollte die Politikwissenschaftlerin ihre Kandidatur als Landrätin damals zumindest nicht.
"Bis 2026 geht noch viel Wasser den Main herunter und Wilhelm Schneider hat ausreichend Zeit, seine persönliche Entscheidung zu treffen", findet Bär. Die CSU Haßberge werde sich rechtzeitig mit allen Akteuren zusammensetzen. Grund zur Eile sieht die Politikerin aus Ebelsbach nicht; den Amtsinhaber lobt sie derweil in höchsten Tönen: "Unser Landrat Wilhelm Schneider leistet für unsere Heimat eine wunderbare Arbeit und genießt ein hohes Ansehen in der Bevölkerung", teilte Bär der Redaktion am Freitag mit. Sie sei ihm dankbar für seinen Einsatz und für die unkomplizierte Zusammenarbeit über die politischen Ebenen hinweg.
"Bisher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, weil rechtlich eine weitere Kandidatur gar nicht möglich war..."
Landrat Wilhelm Schneider zeigt sich vom Fall der Altersgrenze überrascht
Die nächste Kommunalwahl in Bayern findet in drei Jahren statt, voraussichtlich im März 2026. Viel Zeit also noch für alle Parteien und Gruppierungen, Ausschau nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern für den Chefposten im Landratsamt zu halten. Es wäre aber verwunderlich, wenn nicht gerade in der CSU, die mit 21 Mitgliedern die bei weitem stärkste Fraktion im Kreistag stellt, frühzeitig die Fäden gezogen würden Richtung Spitzenpersonal für die Kommunalwahl 2026. Schon jetzt kommt Spannung auf, wem die Partei künftig die Führung des Landratsamts anvertrauen will.

Wenn man ihn als Politiker frage, dann würde er Wilhelm Schneider für eine dritte Amtszeit als Landrat vorschlagen, sagt Steffen Vogel. Um dann hinzuzufügen, was trotz einer möglichen Konkurrenzsituation ehrlich klingt: "Als persönlicher Freund würde ich sagen: Daumen runter." Was das heißen soll? Vogel nennt die Namen mehrerer ihm bestens bekannter Politiker, die seiner Beobachtung nach nicht rechtzeitig genug den Absprung geschafft haben, um danach ihren Lebensabend genießen können. Das wünscht er Wilhelm Schneider nicht.