"Stadtwald statt Millionengrab Landesgartenschau", das war der plakative wie tendenziöse Titel einer Podiumsdiskussion im Dezember vor den Bürgerentscheiden zur Frage, ob lieber ein Stadtwald oder ein Bürgerpark mit Landesgartenschau auf zehn Hektar in den Ledward-Kasernen entstehen soll. Bekanntlich haben die Schweinfurter beiden Vorschlägen am 20. Januar eine deutliche Absage erteilt. Da das rechtlich vorgeschriebene Quorum von 15 Prozent der Wahlberechtigten nicht erreicht wurde, gilt aber weiter der Stadtratsbeschluss pro Landesgartenschau.
Der Titel, den Moderator Frank Farenzki, Betreiber eines Fernsehsenders namens Transparenz-TV, gewählt hatte, ärgerte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) damals sichtlich. Wie die jeweils zwölf Millionen Euro brutto im Investitions- und Durchführungshaushalt finanziert werden sollen, erläuterte der OB. Doch die Kritik, die Zahlen seien nicht serös kalkuliert und es drohe ein Defizit in Millionenhöhe, blieb bis heute. Sie wird auch bei der Stadtratssitzung am 29. Januar (ab 14.50 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses) bei der Beantwortung einer SPD-Anfrage zum Thema eine Rolle spielen.
Wie kam die Kostenschätzung zustande?
Was kostet die Landesgartenschau 2026 wirklich? Ist die Kostenschätzung seriös? Wie verhindert man, dass die Kosten explodieren? Wie kam die Schätzung der Besuchszahlen zustande? Es gibt eine Reihe Fragen, die von Bürgern an diese Zeitung herangetragen, bei Podiumsdiskussionen gestellt oder in Sozialen Medien aufgeworfen wurden. Diese Zeitung hat im Vorfeld der Stadtratssitzung eine detaillierte Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, vieles kann man aber noch nicht abschließend beantworten.

Wie im Faktencheck dieser Zeitung vor den Bürgerentscheiden erläutert, sieht die Bayerische Landesgartenschau GmbH als Partner der Stadt bei Planung und Durchführung der Landesgartenschau die Kostenschätzung als seriös an.
Unterschieden werden müssen zwei Haushalte. Der Investitionshaushalt bezieht sich auf alle Planungs- und Baukosten für das insgesamt 13 Hektar große Gebiet in den Ledward-Kasernen und dem Kessler Field. Gut schätzen kann man die Kosten für die Parkanlagen, die Gärten und Wege, da es hierfür Vergleichswerte pro Quadratmeter gibt. Baureferent Ralf Brettin hat rund zwölf Millionen Euro brutto errechnet, inklusive des Umbaus der bestehenden Panzerhalle 237 zu einer Blumen- und Gastronomiehalle. Er versichert, man plane "eine kleine, feine Gartenschau, bei der wir die Kosten im Griff haben". Die bisher genannten Summen seien als Kostenobergrenze zu verstehen, so der Baureferent.
Viele Stellschrauben, um Kosten zu kontrollieren
Vor allem vor dem Hintergrund der weiteren Planungsschritte tut sich die Stadtverwaltung schwer mit der Kritik an den LGS-Kosten. Man sei am Anfang eines sieben Jahre dauernden Prozesses "mit vielen Stellschrauben", so Brettin. Dem LGS-Zuschlag liege ein Testentwurf zu Grunde. Jetzt komme eine europaweite Ausschreibung für den eigentlichen Entwurf, so Brettin. Daran sollen vorher in Workshops und Foren auch die Bürger beteiligt werden.
Es habe sich überdies gezeigt, dass die beim Hochbau zu spürende Kostensteigerung sich im Landschafts- und Gartenbau, der bei der Landesgartenschau maßgeblich ist, nicht widerspiegelt. Die "Kostensensibilität ist wichtig und bei uns vorhanden", so Brettin. Es sei auch eine der wichtigsten Aufgaben der Gesellschafter in der nun zu gründenden Landesgartenschau Schweinfurt 2026 GmbH.
Die Stadt argumentiert, ein Bürgerpark, wie er im Stadtentwicklungskonzept für diesen Bereich der Kaserne vorgesehen ist, koste rund fünf Millionen Euro. Für zwei Millionen Euro mehr bekomme man dazu eine Landesgartenschau. Diese Rechnung hat mehrere Variablen. Für den Investitionshaushalt gibt es einen Zuschuss von fünf Millionen Euro vom Freistaat. Den Durchführungshaushalt mit ebenfalls zwölf Millionen Euro will die Stadt durch Einnahmen aus Ticketing, Sponsoring, Pachten, etc. ausgleichen. Kritiker halten das angesichts der Erfahrungen des Millionen-Defizits der Würzburger Landesgartenschau 2018 aber für illusorisch.
Ralf Brettin und Finanzreferentin Anna Barbara Keck erklären, der Durchführungshaushalt sei nicht konkret durchgerechnet, sondern beruhe auf Erfahrungswerten der Bayerischen Landesgartenschau GmbH – das betrifft die Schätzung von 750.000 Besuchen genauso wie die möglichen Einnahmen. Finanzreferentin Keck sieht keinen Grund zur Sorge: "Das Ziel ist eine schwarze Null, auch wenn man es nicht garantieren kann." Ein Budget "abzugleichen und feinzutunen", vor allem während der für die Landesgartenschau entscheidenden Haushaltsjahre 2025 und 2026, sei Standard in der Verwaltung.