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Würzburg: Bundestagswahl 2021: Was sich für Familien ändern muss

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Bundestagswahl 2021: Was sich für Familien ändern muss

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    Christine Eggert ist Mutter zweier Kinder, bloggt auf Instagram über ihren Familienalltag vor 37 000 Followern und spricht zum Bereich "Familie". Sie, ihr Mann und ihre beiden Kinder sind gehörlos. 
    Christine Eggert ist Mutter zweier Kinder, bloggt auf Instagram über ihren Familienalltag vor 37 000 Followern und spricht zum Bereich "Familie". Sie, ihr Mann und ihre beiden Kinder sind gehörlos.  Foto: Johannes Kiefer

    Die Wählerin hat das Wort: Am 26. September ist Bundestagswahl – doch welche Änderungen erwarten sich die Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg danach von der Politik? In einer Serie stellen wir Wählerinnen und Wähler aus verschiedenen Bereichen in den Mittelpunkt. Sie schildern, wo es hakt und was sich ihrer Meinung nach dringend ändern muss. Antwort bekommen diese von den sechs Direktkandidatinnen und Direktkandidaten der im Bundes- und Landtag vertretenen Parteien aus dem Wahlkreis Würzburg.

    Die Wählerin hat das Wort: Mutter Christine Eggert

    "Ich bin 30 Jahre alt und habe zwei Kinder im KiTa- und Grundschulalter. In meiner Mutterrolle gehe ich auf und ich liebe es, meinen familiären Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen immer wieder aufs Neue zu meistern. Für mich als Mutter hat das Thema Familienpolitik einen sehr hohen Stellenwert.

    Eine Erhöhung des Kindergeldes würde vielen Familien helfen. Die laufenden Kosten für Vereins-Mitgliedschaften, Essen, Kleidung und Schulsachen der Kinder werden bei Weitem nicht davon abgedeckt, da in den letzten Jahren all diese Dinge teurer wurden – das Kindergeld hierzu aber nicht verhältnismäßig erhöht wurde.

    Viele Eltern vor allem mit drei, vier Kindern können sich aufgrund ihrer finanziellen Lage beispielsweise keine Urlaube leisten. Und dabei ist es so wichtig für ihr späteres Leben, Kindern eine gute Grundlage bieten zu können und sie über den Tellerrand blicken lassen zu können. Denn auch wenn es wie eine Floskel klingt: Die Kinder sind unsere Zukunft!

    Es braucht zudem mehr familienfreundliche Konzepte, sodass es neben der Arbeit nicht zusätzlich belastend sein darf, für sein Kind eine Betreuung, beispielsweise bei den Großeltern, organisieren zu müssen. Für mich und meinen Mann ist dies schon schwer; für Alleinerziehende eine noch viel größere Herausforderung. Gerade dieser Bereich wird häufig von der Politik vergessen und das darf so nicht weitergehen!

    In den Kindergärten und schulischen Einrichtungen fehlt es zudem an ausreichend fachlich qualifiziertem pädagogischen Personal. Sollte es nicht möglich sein, Kinderbetreuung in Einrichtungen, die Ländersache ist, kostenfrei für Familien zu gestalten, so sollte zumindest eine Reduktion der Kosten angegangen werden.

    Ich wünsche mir mehr Angebote für meine Kinder. Sie sollen auch durch Freizeitaktivitäten lernen, sich mit anderen Kindern auseinanderzusetzen. Nur so können sie im späteren Leben lösungsorientiert und selbstbewusst kommunizieren und ihre Anliegen an andere Menschen herantragen.

    Kommunikation ist das Stichwort: Meine Familie, mein Mann, meine Kinder und ich, sind gehörlos. An vielen Stellen im Alltag stoßen wir auf Barrieren, die für den Großteil der Bevölkerung unsichtbar sind. Gerade der Bereich der Inklusion geht viel zu häufig unter. In Würzburg beispielsweise wird seit über zehn Jahren an einem Konzept gearbeitet – einer Ampel mit Blitzlichtsignal –, das den Straßenverkehr für hörgeschädigte oder schwerhörige Menschen sicherer gestalten soll. Doch noch immer ist kein Durchbruch in Sicht. Es gibt viele Innovationen dieser Art, nur scheint es mir, dass sie für die Politik bisher nicht wichtig genug waren.

    Ich hoffe, dass sich in Zukunft sowohl im Bereich der Familienpolitik als auch in vielen Teilen der Inklusion für unterschiedliche Gruppen für Menschen mit Behinderung etwas ändern wird und dass die neu gewählte Regierung ihre Aufgaben ernst nimmt und als wichtig erachtet!"

    Christine Eggert (30) lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Hettstadt. Die gehörlose Mutter lässt über 37 000 Follower auf ihrem Instagram-Account _chocosecret_ an ihrem Familienalltag teilhaben.

    Das sagen die sechs Würzburger Direktkandidatinnen und Direktkandidaten der im Bundes- und Landtag vertretenen Parteien zu Eggerts Aussagen und dem Thema Familie:

    Paul Lehrieder (CSU): "Wir wollen Familien finanziell gezielt stärken"

    Paul Lehrieder (61) aus Gaukönigshofen will auch im September wieder für die CSU in den Bundestag einziehen.
    Paul Lehrieder (61) aus Gaukönigshofen will auch im September wieder für die CSU in den Bundestag einziehen. Foto: Deutscher Bundestag / Inga Haar

    "Als zweifacher Vater ist das Thema Familie für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bin seit 2005 Mitglied im Familienausschuss und habe mich unter anderem als Vorsitzender insbesondere für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine familienfreundlichere Gesellschaft eingesetzt.

    Wir wollen Familien finanziell gezielt stärken, denn sie sind die Leistungsträger unserer Gesellschaft. Familien brauchen Zeit füreinander, mehr finanzielle Spielräume, gute Schulen und Kitas. Wir wollen Kinderbetreuungskosten vollständig absetzbar machen. Wir halten am Ehegattensplitting fest und wollen zusätzlich Ansätze entwickeln, um Kinder noch stärker zu berücksichtigen.

    Den Kinderfreibetrag und das Kindergeld haben wir Anfang 2021 erhöht. Perspektivisch streben wir den vollen Grundfreibetrag für Kinder, ein Kindersplitting sowie die Erhöhung des steuerlichen Entlastungsbetrags für Alleinerziehende an.

    Menschen mit Behinderung haben das Recht auf eine barrierefreie Gestaltung ihrer Umwelt, damit sie am alltäglichen Leben in allen Bereichen ganz selbstverständlich teilhaben und sich einbringen können. Wir setzen uns auf allen gesellschaftlichen Ebenen für die Erweiterung der barrierefreien Gestaltung, der digitalen Infrastruktur sowie dessen Kommunikations- und Informationsdienstleistungen ein."

    Freya Altenhöner (SPD): "Familien brauchen mehr Zeit füreinander"

    Die Würzburgerin Freya Altenhöner (33) will für die SPD nach der Wahl in den Bundestag einziehen.
    Die Würzburgerin Freya Altenhöner (33) will für die SPD nach der Wahl in den Bundestag einziehen. Foto: Kathrin Königl

    "Kinder und Jugendliche brauchen starke Familien. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele nach wie vor schwierig, vor allem für Frauen, die häufig den Großteil der Kinderbetreuung leisten.

    Familien brauchen mehr Zeit füreinander und wir müssen dafür sorgen, dass die Sorgearbeit ausgeglichener zwischen den Geschlechtern verteilt ist. Das wollen wir schaffen durch die Einführung der Familienarbeitszeit und indem wir Elternzeit und Elterngeld gerechter gestalten.

    Wir müssen Kindern gleiche Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Durch eine gute Infrastruktur an beitragsfreien Kitas und Ganztagsschulen, Zugang zu sozialer Infrastruktur und Mobilität. Dafür braucht es auch mehr Kindergeld.

    Der monatliche Basisbetrag dieses neuen Kindergeldes wird bei zirka 250 Euro liegen. Der Höchstbetrag wird sich an den Ausgaben von Familien mit mittleren Einkommen für Bildung und Teilhabe orientieren.

    Wir setzen uns für eine inklusive Gesellschaft ein. Dafür müssen wir auf allen Ebenen die Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern. Indem wir für Barrierefreiheit sorgen. Bei der Mobilität, beim Wohnen, auch im digitalen Raum. Auch in der Arbeitswelt braucht es mehr Inklusion. Indem wir Schwerbehindertenvertretungen stärken und Ausgleichsabgaben erhöhen."

    Andrew Ullmann (FDP): "Konzept des Kinderchancengelds entwickelt"

    Der Würzburger Andrew Ullmann (58) will auch nach der Wahl im September wieder für die FDP in den Bundestag einziehen.
    Der Würzburger Andrew Ullmann (58) will auch nach der Wahl im September wieder für die FDP in den Bundestag einziehen. Foto: Patty Varasano

    "Kinder sind ein Geschenk. Ich möchte noch weitergehen und nicht nur sagen, dass Kinder unsere Zukunft sind. Vielmehr tragen wir die Verantwortung dafür, dass Kinder eine Zukunft haben. Deshalb haben wir das Konzept des Kinderchancengelds entwickelt. Es besteht aus einem Grundbetrag, einem Flexibetrag und einem nichtmateriellem Chancenpaket.

    Die Angebote für bessere Chancen, Bildung und Teilhabe werden ausgeweitet und können von Kindern und Jugendlichen selbstständig über ein Kinderchancenportal kinderleicht abgerufen werden. Das Kinderchancengeld ist einfach, digital und ermöglicht echte Bildungs- und Aufstiegschancen. Zudem wollen wir das Elterngeld entbürokratisieren und digitalisieren sowie den Partnerschaftsbonus flexibilisieren.

    Wir setzten uns aber auch für jene ein, die nicht das Glück hatten, in eine intakte Familienumgebung geboren zu werden. Wir wollen das Angebot an Berufs- und Studienberatung in Jugendpflegeeinrichtungen erweitern. Heim- und Pflegekinder müssen ihr selbstständig verdientes Geld behalten können.

    Sie dürfen nicht mehr zur Finanzierung ihrer Unterbringung herangezogen werden. Wir wollen, dass es allen Kindern möglich ist, Berufs- und Schulabschlüsse, einschließlich der Hochschulreife, zu erlangen, damit diese ihre Zukunft selbst gestalten können."

    Simone Barrientos (Die Linke): "Das Kindergeld wollen wir auf 328 Euro monatlich erhöhen"

    Simone Barrientos (57) aus Ochsenfurt will auch im September wieder für Die Linke in den Bundestag einziehen.
    Simone Barrientos (57) aus Ochsenfurt will auch im September wieder für Die Linke in den Bundestag einziehen. Foto: Linksfraktion / Olaf Krostitz

    "Familien und Alleinerziehende hatten es in der Pandemie besonders schwer. Aber viele Probleme waren schon vorher da und müssen endlich angegangen werden. Wir fordern eine gebührenfreie öffentliche Kinderbetreuung und flexible Öffnungszeiten in Betreuungseinrichtungen. Kinder und Jugendliche verdienen eine bessere öffentliche Infrastruktur.

    Wir wollen ein Gesetz, das den Anspruch auf Teilhabe definiert. Dieser Anspruch soll zum Beispiel die kostenlose Nutzung des ÖPNV, den Zugang zu Frei- und Hallenbädern, zu Angeboten der Jugendhilfe und zu Kultur- und Bildungseinrichtungen für Kinder umfassen. Bildung muss gebührenfrei sein von der Kita bis zur Universität.

    Das Kindergeld wollen wir auf 328 Euro monatlich erhöhen, Kinderarmut darf es nicht geben! Bei den Betreuungsangeboten müssen die Belange der Kinder und Beschäftigten in den Mittelpunkt rücken: Also mehr Erzieherinnen und Erzieher, bessere Bezahlung und einen Betreuungsschlüssel, der den Kindern und dem Personal gerecht wird!

    Als Kulturpolitikerin kämpfe ich dafür, dass die Gebärdensprache als Minderheitensprache anerkannt und entsprechend gefördert wird. Sie ist mehr, als ein Mittel zur Kommunikation, sie ist auch Kulturgut. Ich habe mir fest vorgenommen, zumindest Grundlagen dieser Sprache zu lernen."

    Sebastian Hansen (Bündnis 90/Die Grünen): "Familien mit einer Kindergrundsicherung stärken"

    Sebastian Hansen (26) aus Waldbüttelbrunn will für die Grünen in den Bundestag einziehen.
    Sebastian Hansen (26) aus Waldbüttelbrunn will für die Grünen in den Bundestag einziehen. Foto: Thomas Obermeier

    "Durch die Corona-Pandemie wurden die bisherigen Versäumnisse in der Familienpolitik deutlich – und viel zu häufig wurden Kinder bei den Entscheidungen nicht berücksichtigt. Dabei müssten das Wohl von Kindern und Familien ein zentraler Bestandteil der Corona-Politik sein.

    Gelitten hat neben der Bildung auch die Freizeit vieler Kinder. Frau Eggert hat Recht: Kinder brauchen den Austausch mit anderen Kindern und sie sollten auch einfach mal Spaß haben dürfen. Doch viele Familien können sich das nicht leisten, über ein Fünftel aller Kinder in Deutschland ist von Armut betroffen. Das darf nicht sein!

    Deswegen wollen wir Familien mit einer Kindergrundsicherung stärken, von Armut betroffene Familien sollten zusätzlich einen Garantie-Plus-Betrag erhalten. Das Elterngeld wollen wir auf 24 Monate ausweiten. Zudem sollte der Anspruch auf Kinderkrankengeld auf 15 Tage/Jahr pro Kind und Elternteil steigen, bei Alleinerziehenden auf 30 Tage pro Kind und Jahr.

    Ebenso wichtig ist eine gute Jugendarbeit, die auch Jugendverbandsarbeit und Demokratiebildung umfasst. Diese Bereiche wollen wir zusammen mit Ländern und Kommunen besonders fördern. Außerdem gehören Kinderrechte ins Grundgesetz, um so einen Mechanismus zu schaffen, der Kindern zu echter Mitsprache und Teilhabe verhilft."

    Robert Starosta (Freie Wähler): "Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird immer wichtiger"

    Robert Starosta (51) aus Würzburg will für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen.
    Robert Starosta (51) aus Würzburg will für die Freien Wähler in den Bundestag einziehen. Foto: Fabian Gebert

    "Ich wünsche mir ein kinderfreundliches Deutschland. Freien Wählern ist es ein besonderes Anliegen, beste Voraussetzungen für junge Familien zu schaffen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird immer wichtiger. Junge Eltern wollen beides, Familie und Karriere, deshalb wird eine familienfreundliche Karriereplanung immer wichtiger. Teilzeitausbildung für junge Eltern und Alleinerziehende schließt dabei eine wichtige Lücke.

    Wichtige Punkte sind kostenfreie Kinderbetreuung, der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und auch eine Erhöhung des Kindergelds. Diese Punkte bilden die Basis und sind gleichzeitig eine große Entlastung. Kommunale Familienpolitik hat dabei grundsätzlich den Auftrag, eine verlässliche und bedarfsgerechte soziale Infrastruktur in der Kommune bereitzustellen und darüber hinaus die Situation von Familien in besonderen Lebenslagen in den Bedarfsplanungen angemessen zu berücksichtigen.

    Zu einer solchen Planung gehören zum Beispiel unbürokratische Baulandvergabe, Baukostenzuschüsse für kinderreiche Familien und Mehr-Generationen-Wohnen. Freizeitangebote der Kommune, ob Sport oder Kulturangebote, bereichern das Familienleben.

    Handlungsfelder sind auch folgende: Der Kinderfreibetrag bei der Einkommenssteuer gehört erhöht und zum Ehegattensplitting eine Alternative gesucht."

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