Nur knapp hat sich Rienecks Bürgermeister Wolfgang Küber (Rienecker Junge Wähler Union) bei der vergangenen Kommunalwahl gegen seinen Herausforderer Hubert Nickel (Allianz für Rieneck) durchgesetzt. 53 Prozent stimmten damals für den Amtsinhaber. Doch dieses Mal will nicht nur Hubert Nickel Küber (beide 61) den Posten streitig machen, sondern noch ein weiterer Nickel: Sven Nickel (40, Freie Bürger Rieneck). Hilft der Amtsbonus Wolfgang Küber noch einmal, schafft es Hubert Nickel diesmal oder ist Sven Nickel am Ende der lachende Dritte?

Es waren 2006 wilde Umstände, unter denen Wolfgang Küber zum ersten Mal Bürgermeister wurde. 1997 war er schon einmal angetreten, unterlag aber Walter Höfling. Nach dem Tod von Höflings Nachfolger Waldemar Horn im Juni 2006 wollte Küber, damals schon 22 Jahre Stadtrat, gegen Edith Reuter antreten. Aber wegen fehlender Unterschriften wurde er als offizieller Kandidat nicht zugelassen. Also rief er sich selbst zum Kandidaten aus. Die Wähler konnten seinen Namen auf den Wahlzettel schreiben. Zwar lag bei der Wahl Reuter knapp vorne, aber keiner hatte die absolute Mehrheit, weshalb es zur Stichwahl kam. Die gewann Küber klar.
Warum er noch einmal Bürgermeister werden will? "Mir macht es noch weiterhin sehr viel Spaß." Die Zusammenarbeit mit Verwaltung, Forst und Bauhof klappe gut. Er ist überzeugt, noch einiges bewegen zu können. "Aus wirtschaftlichen Erwägungen müsste ich es nicht machen." In der Dorfgemeinschaft Hohenroth ist er noch bis Mai als Forstwirt und Betreuer tätig, dann geht er in Altersteilzeit. Aber: "Ehrenamtlicher Bürgermeister bist du 24 Stunden 365 Tage im Jahr." Es mache keinen Unterschied, ob man eine Stunde mehr oder weniger am Schreibtisch sitze.
Bisherige Erfolge und künftige Schwerpunkte Wolfgang Kübers
Als Erfolge in seiner bisherigen Amtszeit sieht er die Trinkwassersanierung, das sanierte Bürgerzentrum und den Friedhof, die Fremdwassersanierung im Bereich Fließenbach und den Bau der Umgehung, in die der Bürgermeister zumindest eingebunden war. Aber eigentlich halte er wenig von Rückschau. Er zeige lieber seine Schwerpunkte für die Zukunft auf. Vorneweg nennt er den Stadtwald, der durch den Klimawandel bedroht ist. Als Forstwirt und Mitglied im Arbeitskreis naturgemäße Waldwirtschaft sowie im gemeinsamen Forstausschuss im Städte- und Gemeindetag sieht er sich hier als kompetent.
Weitere Ziele sind: Der Fremdwasseranteil müsse geringer werden. Auch die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung sei unerlässlich, untersucht werde auch ein Verbund mit Gemünden. Für die Innenstadtsanierung müsse für eine Förderung etwa eines Ladenneubaus ein integriertes städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) ausgearbeitet werden. Sein persönlicher Wunsch wäre eine Nahwärmeversorgung der Innenstadt. Küber will sich dafür einsetzen, dass die Verwaltung in Rieneck eigenständig bleibt. Der Sinngrundallianz steht er positiv gegenüber. Das Gewerbegebiet "Dürrhoffeld" müsse erschlossen werden und er möchte die Seniorenarbeit unterstützen. Aber er sagt auch: "Bei unserer Schuldenlast müssen wir kleinere Brötchen backen, aber dafür mehr."
Wolfgang Küber ist verheiratet und hat fünf Kinder und zwei Enkelkinder. Er ist ausgebildeter Polizeivollzugsbeamter, Bäcker und hat eine Umschulung zum Forstwirt absolviert. Er ist im Betriebsrat der Dorfgemeinschaft Hohenroth, dem er etwa 25 Jahre lang vorstand. Außerdem ist er Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Rieneck und im Vorstand der Forstbetriebsgemeinschaft Sinn-Saale.
Hubert Nickel will es noch einmal wissen
Sein gleichaltriger Gegenkandidat Hubert Nickel, seit 30 Jahren Stadtrat und jetzt stellvertretender Bürgermeister, hat nach seiner knappen Wahlniederlage 2014 nicht aufgesteckt. "Ich bin mit Rieneck sehr tief verbunden und bin überzeugt, dass ich der Beste für das Amt bin", sagt er. Er sieht sich als Teamplayer, der mit dem Stadtrat und den Stellvertretern besser zusammenarbeiten und ihn besser informieren würde. Er habe Küber, den er als "selbstherrlich" bezeichnet, in sechs Jahren nur sechs Tage lang vertreten dürfen.
"Die Gemeinschaft, die Rieneck früher stolz gemacht hat, ist etwas verloren gegangen." Nickel bezeichnet sich als "Macher und Unterstützer, nicht als Mahner und Bremser". Der pensionierte Berufssoldat, der bisher mehrfach im Jahr als Reservist im Ausbildungszentrum Hammelburg aushilft, möchte nicht nur stundenweise oder in Teilzeit, sondern ehrenamtlich in Vollzeit im Rienecker Rathaus tätig werden. "Halbe Sachen gibt's beim Hubert Nickel nicht."

Seine Schwerpunkte wären die Altstadtsanierung, das "Leuchtturmprojekt" Ladenneubau, die Parkplatzneugestaltung und ein verkehrsberuhigter Bereich im Altstadtkern. Fördertöpfe müssten besser ausgeschöpft werden als in der Vergangenheit, sagt Nickel. Die Sicherung der Trinkwasserversorgung, gegebenenfalls über Hohenroth in Verbindung mit Gemünden, und der zukunftsfähige Umbau des Forsts wären weitere Schwerpunkte.
Kein Mangel an Ideen bei Hubert Nickel
An weiteren Ideen mangelt es Nickel nicht, beispielsweise die Gestaltung des Kreisels als "Tor zum Sinngrund", Wohnmobilstellplätze, die einladende Gestaltung des Bahnhofsumfelds, eine sichere Querung der Staatsstraße am Bahnhof, eine bessere Aufteilung des Gewerbegebiets und eine öffentliche Toilette im Zentrum.
Der sportliche Kandidat, der auch schon Marathons lief, war 20 Jahre Vorsitzender des SV Rieneck und ist weiterhin im Vorstand, als Entsandter des Stadtrats ist er in der IG Brauchtum und Kultur tätig. Das Projekt "Unser Laden RienEck UG" hat er seit Februar 2018 im Arbeitskreis begleitet. Seit 1993 ist er mit seiner Lebensgefährtin Renate Pfaff – beide verwitwet – zusammen. Drei Kinder im Alter von 18 bis 30 Jahren, zwei aus Renate Pfaffs Ehe und einen gemeinsamen Sohn haben sie groß gezogen. Inzwischen gibt es auch vier Enkel.
Sven Nickel will nicht mehr nur zur Fasenacht das Rathaus stürmen
Doch auch Sven Nickel will nicht mehr nur in der Fasenachtszeit mit dem RFK Rieneck aufmischen, sondern Bürgermeister werden. Den Einzug in den Stadtrat hat er bei der letzten Wahl zwar verpasst, er sieht sich aber trotzdem als "fit in Stadtratsthemen", wie er sagt. Rieneck sei "mit manchen Sachen hintendran", etwa bei der Altstadtgestaltung oder dem ISEK-Konzept. Er sieht einen Instandhaltungsstau.

Er habe in der vergangenen Amtsperiode keine förderliche Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister Küber und dessen Stellvertreter Nickel ausgemacht. Er strebe eine Einigkeit "über alle Fraktionen hinweg" an und auch zwischen dem Stadtrat und dem Bürgermeister. Er könne Küber als Person gut leiden, er sehe aber nach 14 Jahren Amtszeit bei ihm eine gewisse "Müdigkeit und Lustlosigkeit". Etwa beim Nahversorgungsladen, bei dem Sven Nickel einer der ehrenamtlichen Geschäftsführer ist, hätte er sich mehr Engagement seitens der Stadt gewünscht.
Sven Nickel will einen Jugendbeirat
Seine Schwerpunkte wären die Altstadtsanierung, ein Ladenneubau und die Jugendarbeit, die er "auf neue Füße stellen" will. Er würde einen Jugendbeirat mit eigenem Budget schaffen wollen. Er hält rollatorfreundliche Gehwege und mehr kulturelle Veranstaltungen im Bürgerzentrum für wünschenswert. Ein Leerstandskonzept müsse her und auch er sagt, dass der Wald zukunftssicher werden muss. Nickel bleibt realistisch: "Wir werden nicht alles umsetzen können, was wir umsetzen wollen." Deswegen müsse ein Maximum an Fördergeldern nach Rieneck geholt werden und auch kreative Lösungen mit Eigenleistungen, etwa beim Kreisel, müssten her. Die Sinngrundallianz sieht er positiv, aber es müssten auch "große Themen", etwa Wohnen im Alter, angegangen werden.
Der gelernte Bankkaufmann Sven Nickel ist 40 Jahre alt und war bis jetzt als selbstständiger Berater für Mittelständler und Großunternehmen tätig, ab 1. März jedoch beginnt er eine Anstellung bei einer Bank – wenn er Bürgermeister wird, in Teilzeit, ansonsten in Vollzeit. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seit vielen Jahren ist er unter anderem im Rienecker Fasenachtskomitee aktiv und einer der ehrenamtlichen Geschäftsführer der "Laden Rieneck UG".
Diesen Freitag findet um 19 Uhr eine Podiumsdiskussion der drei Rienecker Bürgermeisterkandidaten im Bürgerzentrum statt.