Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Warum die Wahl in Würzburg dieses Mal besonders spannend wird

Würzburg

Warum die Wahl in Würzburg dieses Mal besonders spannend wird

    • |
    • |
    Wer bestimmt künftig die Geschicke der Stadt Würzburg?
    Wer bestimmt künftig die Geschicke der Stadt Würzburg? Foto: Daniel Peter

    "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Der zweite Teil des schönen Zitats, das unter anderem Mark Twain zugesprochen wird, ließe sich mit Blick auf den Wahlsonntag so variieren: "... wenn sie die Kommunalwahl in Würzburg betreffen." Denn mag der Domstadt auch bis heute ein konservatives Image anhaften, Würzburgs Wählerinnen und Wähler sind zumindest im Wortsinn eher weniger konservativ: Am Vertrauten halten sie nicht unbedingt fest. 

    Das zeigen einige Oberbürgermeisterwahlen. So nahm 2002 eine bis dato eher unbekannte junge CSU-Stadträtin namens Pia Beckmann Amtsinhaber Jürgen Weber den Job weg. Verlor ihn aber bereits nach einer Amtszeit wieder: 2008 ging Beckmann als Favoritin (41,3) Prozent gegen SPD-Mann Georg Rosenthal (24,7 Prozent) in die Stichwahl, um dann mit 47,5 Prozent zu verlieren.

    Wie groß ist der Amtsbonus von OB Schuchardt?

    Wird Christian Schuchardt mehr von seinem Amtsbonus profitieren? Der CSU-Politiker hatte sich 2014 in der Stichwahl mit 55,7 Prozent klar gegen Muchtar Al Ghusain (SPD/Grüne) durchgesetzt, schon im ersten Wahlgang hatte Schuchardt 48,7 Prozent geholt. Die Mitbewerber von ZfW, Bürgerforum und ÖDP waren im einstelligen Bereich geblieben. 

    Sechs Jahre später wird es spannend werden. Auffällige Schnitzer machte Schuchardt in seiner Amtszeit nicht. Zwei Bürgerentscheide hat er zwar verloren, aber die Ergebnisse danach rasch akzeptiert und umgesetzt. Was Kritiker aber an ihm vermissen, ist politisches Profil. Weil Schuchardt sich eher als pragmatischen Moderator sieht, wird oft nicht klar, was das Stadtoberhaupt eigentlich will - von der Flüchtlingsfrage abgesehen. Auch im laufenden  Wahlkampf ist dieses Profil für Beobachter nicht schärfer geworden.  

    Wer kommt in die Stichwahl? 

    Dass einer der sechs OB-Kandidaten am Sonntag über 50 Prozent der Stimmen bekommt, ist schon angesichts der Zahl der Bewerber unwahrscheinlich. Zudem hat sich das konservative Lager aufgesplittet: Während 2014 die Würzburger Liste Schuchardt noch unterstützte, ist die Gruppierung von Alt-OB Weber  inzwischen nicht mehr gut auf den OB zu sprechen. Das kleine Bürgerforum nominiert Schuchardt dieses Mal mit, dafür tritt die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) mit einem eigenen  Kandidaten an. Spannend wird, wie viele Stimmen Volker Omert dank seines Heimatbonus im bürgerlichen Lager fischen kann. 

    Noch stärker aufgesplittert ist das linke Lager. Die SPD, deren Bewerber Al Ghusain vor sechs Jahren auch Kandidat der Grünen war, konnte sich diesmal umgekehrt nicht zu einer Unterstützung Martin Heiligs durchringen. Ob die Genossen von der Kandidatur der ehemaligen EU-Abgeordneten Kerstin Westphal aus Schweinfurt profitieren? Ein Ergebnis, das deutlich über den momentanen Bayerntrend der SPD von etwa sieben Prozent liegt, wäre eine Überraschung.

    Präsenter im Wahlkampf war auf jeden Fall Linken-Kandidat und Stadtrat Sebastian Roth, dem es in den vergangenen Jahren gelungen ist, seiner Partei das Image des ewig zerstrittenen Haufens zu nehmen. Auch ÖDP-Kandidatin Dagmar Dewald fiel bei Podiumsdiskussionen durch Kampfgeist und deutliche Worte auf. Sie dürfte Wähler sowohl aus dem grünen als auch aus dem bürgerlichen Lager anziehen.

    Gehen als Favoriten in die OB-Wahl: Amtsinhaber Christian Schuchardt (CDU, rechts) und Grünen-Kandidat Martin Heilig, hier während der Main-Post-Wahlarena am 11. Februar. 
    Gehen als Favoriten in die OB-Wahl: Amtsinhaber Christian Schuchardt (CDU, rechts) und Grünen-Kandidat Martin Heilig, hier während der Main-Post-Wahlarena am 11. Februar.  Foto: Silvia Gralla

    Als Favorit für den Einzug in die Stichwahl gegen den Amtsinhaber gilt Martin Heilig. Sein Manko ist mangelnde kommunalpolitische Erfahrung. Fraglich ist, wie bekannt er in der Stadt ist. Punkten kann der 44-Jährige mit einem sachlichen, auf Inhalte fokussierten Wahlkampf. Sein größter Vorteil ist aber die wachsende Bedeutung für Klima- und Umweltschutz. 

    Grüne Erfolge bei den jüngsten Wahlen

    So konnte 2018 Grünen-Kandidat Patrick Friedl CSU-Mann Oliver Jörg das Direktmandat für den Landtag abnehmen und 2019 bei der Europawahl wurden die Grünen auch bei den Listenstimmen mit gut 31 Prozent erstmals stärkste Kraft in Würzburg . 

    In der Würzburger Komunalpolitik ist das Thema Klima beim Bürgerentscheid "Grüner Platz am Theater" aufgeschlagen, wo die Würzburger mit großer Mehrheit die vom OB am Faulhaberplatz vorgeschlagene Tiefgarage abgelehnt haben. Drohendes Dieselfahrverbot und das Bündnis Verkehrswende haben die politischen Farben weiter verändert: Seitdem sind alle Parteien ein Stück weit ergrünt.      

    Spannend wird deshalb neben der OB-Wahl auch die des Stadtrats. 11 Listen treten an, 506 Kandidaten bewerben sich um die 50 Sitze. Auch hier wird sich der gestiegene Zuspruch zu den Grünen (derzeit neun Sitze) niederschlagen. Beobachter glauben, dass die Grünen die CSU (derzeit 16 Sitze) auch im Stadtrat von Platz eins verdrängen. Dafür spricht eine aktuelle Prognose  des Umfrage-Instituts "Wahlkreisprognose.de", wonach die Grünen in Würzburg bei landesweiten Wahlen derzeit fünf Prozent vor der CSU lägen. Allerdings gilt: Kommunalwahl ist vor allem Personenwahl. Politische Grundüberzeugungen schlagen hier vermutlich etwas schwächer durch.

    Wie viele Sitze schafft die AfD?   

    Gleichzeitig fehlen der CSU-Fraktion dieses Mal mit Willi Dürrnagel, Erich Felgenhauer, Thomas Schmitt und Wolfgang Scheller bekannte Persönlichkeiten, die viele Stimmen gesammelt haben. Andere Stimmenkönige, wie Christine Bötsch und Adolf Bauer, bleiben ihnen. Bekannte Namen hat auch die FWG auf ihrer Liste.

    Einkalkuliert werden muss nicht zuletzt auch der Anteil der AfD. Die Rechtsaußenpartei schnitt bei der Europawahl in Würzburg mit 5,92 Prozent zwar unterm Bayerndurchschnitt (8,5 Prozent) ab, was aber dennoch für den Einzug in den Stadtrat reichen würde. Derzeit verliert die AfD aber in den Umfragen an Zustimmung. 

    Es wird also spannend am Sonntag: Das Rennen um den OB-Sessel sowie um die Sitze im Stadtrat. Wer künftig mit welchen Mehrheiten in Würzburg Politik macht, ist völlig offen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden