Es ist nicht nur die schiere Anzahl an Schlappen, die die Baskets nun am Stück kassiert haben. Seit Donnerstagabend ist das Dutzend voll: Das 75:80 (48:46) bei den Basketball Löwen Braunschweig war die zwölfte Pflichtspielniederlage von Bundesligist s.Oliver Würzburg hintereinander. Und völlig unabhängig davon, dass eine solche Negativserie vermutlich Spuren in der Mannschaft und ganz bestimmt auch in den Köpfen der Spieler hinterlässt: Vor allem die Umstände der beiden jüngsten Niederlagen liegen den Unterfranken vor der nächsten Aufgabe am Sonntag (15 Uhr) gegen Brose Bamberg schwer im Magen.
Am vergangenen Sonntag gegen Titelverteidiger Alba Berlin gingen die Baskets mit einer Fünf-Punkte-Führung in die letzten zehn Minuten (55:50), am Donnerstag in Braunschweig betrug der Vorsprung vor dem Schlussabschnitt sogar acht Zähler (66:58). Dass ein Euroleague-Team wie die Hauptstädter freilich sowohl die individuelle Klasse als auch die mannschaftliche Homogenität besitzt, um gegen Ende einen Zahn zuzulegen und eine Partie gegen ein bis dahin zwar leidenschaftlich kämpfendes, letztlich aber doch limitiertes Kellerteam noch zu drehen, darf nicht sonderlich überraschen. Zumindest das etwas Optimismus schürende Gefühl, Fortschritte gemacht zu haben und wieder auf die richtige, erfolgreiche Spur zu kommen, durften die Baskets in die Woche dennoch mitnehmen.

Umso ernüchternder muss dann die Erkenntnis am Donnerstagabend gewesen sein, nachdem die Würzburger einen zum Greifen nahe erscheinenden Sieg in den letzten fünf Minuten und 49 Sekunden nicht nur aus der Hand gaben, sondern letztlich leichtfertig und mit erstaunlich ungeschickten Ballverlusten den Braunschweigern auf dem Silbertablett servierten. "Wir haben 35 Minuten lang sehr gut gespielt. Aber unglücklicherweise dauert so ein Basketballspiel halt 40 Minuten", sagte Trainer Sasa Filipovski. Die Niedersachsen konnten das Geschenk praktisch gar nicht ablehnen, was bei den Würzburgern und ihrem Anhang selbstverständlich die Frage aufwerfen muss: Wenn du solche Begegnungen nicht (mehr) gewinnen kannst – gegen wen willst du dann überhaupt noch siegen?

Der ehemalige Würzburger Florian Koch, der neulich zu Gießens 100:73-Befreiungsschlag gegen Hamburg mit 24 Punkten kräftig beigetragen hatte, sagte anschließend einen bemerkenswerten Satz. Angesprochen darauf, was eine Niederlagenserie bei Spielern auslösen kann, meinte er sinngemäß: Irgendwann weißt du nicht mehr, wie es sich anfühlt zu gewinnen. Und dann wird es immer schwieriger, an einen Sieg zu glauben. Gießen hatte damals zuvor acht Partien am Stück verloren. Die Baskets nun eben bereits zwölf Pflichtspiele (inklusive dem Pokal-Viertelfinale in Crailsheim).
Auch wenn treue Fans der Baskets nun im Internet darüber schreiben, dass dies wohl der zumindest gefühlte Abstieg gewesen sei – natürlich ist das zur Würzburger Saisonhalbzeit und noch immer 17 ausstehenden Partien reichlich verfrüht. In den letzten Jahren genügten stets neun, zehn Siege, um am Ende die Klasse zu erhalten. Drei haben die Würzburger bislang (wie neuerdings auch Schlusslicht Oldenburg). Was Filipovski bei aller treffend analysierten Zerknirschtheit am Donnerstag – "Wir arbeiten hart und begehen dann zum Beispiel dumme Ballverluste, durch die wir einfache Fastbreak-Punkte kassieren" – doch zumindest etwas hoffnungsfroh in die Zukunft blicken ließ: "Das Team arbeitet gut und verbessert sich."

Das Team verletzt sich aber auch in unschöner Regelmäßigkeit. In die Partie in Braunschweig gingen William Buford (Knie, wie bereits einmal zu Beginn der Saison), Desi Rodriguez (Achillessehne) und Felix Hoffmann (Fuß) bereits angeschlagen. Buford, der laut Trainer fitgespritzt worden war, humpelte im Anschluss vom Parkett. Die Ausschau nach Verstärkungen (für die Center- und die Spielmacherposition) erweist sich ja offensichtlich auch nach Wochen noch weiterhin vor allem als Blick in die Röhre. Angeblich soll genügend Geld für zwei neue Spieler vorhanden sein, der Markt aber andererseits wie leergefegt, wie die Verantwortlichen inzwischen fast mantragleich beteuern. Was freilich durchaus etwas erstaunen darf, betrachtet man einmal, welche Konkurrenten der Baskets inzwischen wen nachverpflichtet haben.
Und jetzt also Bamberg, wo die Würzburger vor eineinhalb Wochen nach einem der blutärmsten Auftritten dieser Spielzeit nach dreiwöchiger Corona-Pause mit 78:97 unter die Räder gerieten. Bambergs Trainer Oren Amiel warnt zwar: "Wir dürfen uns vom Spiel und Ergebnis von vor zehn Tagen nicht blenden lassen." Er glaubt, die Würzburger seien jetzt "im Flow" und "hatten Zeit und Gelegenheit, sich weiter einzuspielen" – und er behauptet sogar: "Wenn wir sie ins Laufen kommen lassen, dann wird es schwer für uns".
Umgekehrt gilt das freilich mindestens genauso.