Das Jahr 2022 hat neben vielen globalen Krisen auch lokal für deutliche Turbulenzen in der Region gesorgt. Eine digitale Auswertung des Leseverhaltens aller Leserinnen und Leser auf mainpost.de gibt nun zum Jahresende hin einen Überblick, welche Beiträge der Redaktion die Menschen in Unterfranken von Main bis Rhön am meisten umgetrieben haben.
Für die Analyse gezählt wurden jeweils die Aufrufe innerhalb einer Woche nach Erscheinen des Beitrags. Themenkomplexe wie beispielsweise der Bürgerentscheid um den Parkplatz Talavera in Würzburg hat die Redaktion zusammengefasst. Vorgestellt wird davon jeweils der Artikel, der gemessen an den Daten und Kommentaren, im Netz die meisten Interaktionen hervorgerufen hat und geteilt wurde.
Platz 10: Neue Vision für den Würzburger Residenzplatz - Könnte anstelle eines Parkplatzes ein Park entstehen?
Oft sind es Einfälle und Vorschläge aus der Kunst oder von kreativen Köpfen, die in der Leserschaft breite Debatten anstoßen. Treffen solche Ideen dann auf Themen wie Parken oder den Umbau eines öffentlichen Platzes, der dazu noch vor einem der prominentesten Bauten der Region steht, sorgt das oft für rege Diskussionen. In Würzburg hat der Künstler Michael Ehlers seine Vision von einer grünen und modernen Umgestaltung des Platzes vor der Residenz in ein Video gegossen und der Öffentlichkeit präsentiert. Die hat tunlichst darauf reagiert und sowohl Befürworter als auch Gegner in unserer Berichterstattung über den Vorschlag gefunden.

Platz 9: Fake-Inserate? Impfgegner schalten massenhaft Stellenanzeigen in Zeitungen
Wer dachte, dass Impfgegner und Corona-Leugner mit dem Abflachen der Pandemie einfach von der Bildfläche verschwinden, der musste sich beim Blick in die morgendliche Zeitung eines Besseren belehren lassen. Neben der Berichterstattung über die Querdenker-Szene kursierten bei den Anzeigen unzählige Stellengesuche von scheinbar ungeimpften Menschen aus der Pflege, welche aufgrund der Einführung einer Impfpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen angeblich ihren Job nicht mehr ausüben konnten. Wie Recherchen ergaben, handelte es dabei jedoch um reine Fake-Inserate.

Platz 8: Oben-Ohne-Fahrrad-Demo in Würzburg - 150 Menschen protestierten mit nackten Brüsten für mehr Gleichbehandlung
Demonstrationen auf den Straßen gibt es in der Region jährlich zuhauf. Mit Megafonen, Schildern und lauter Stimme bewaffnet, wollen Demonstrierende einen öffentlichen Diskurs anregen und Druck auf politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheider ausüben. In diesem Fall kam aber noch etwas Ungewöhnliches hinzu: Eine Menge nackter Haut. Bei der Oben-Ohne-Fahrrad-Demo, die im Sommer durch die Würzburger Innenstadt zog, demonstrierten 150 Personen, um sich kollektiv oben ohne für die Entsexualisierung von weiblich gelesenen Brüsten und Geschlechtergleichberechtigung einzusetzen.

Platz 7: Personalnot in Gastronomie, Pflege, Handwerk: Wo sind die Arbeitskräfte in Unterfranken hin?
Fehlende Fachkräfte sind nicht erst seit letztem Jahr ein Dauerbrenner in Wirtschaft und Gesellschaft. Doch 2022 wurde der Personalmangel in Unterfranken noch einmal ganz akut in den Innenstädten deutlich. Vor Restaurants und Lokalen zierten Schilder mit Aufschriften wie "Mitarbeiter gesucht" oder "Wir brauchen Verstärkung" die Fenster und Eingangstüren. Eine Analyse der Redaktion über die aktuelle Lage am regionalen Arbeitsmarkt stoß daher auf breite Resonanz.

Platz 6: "Ich musste schießen" - Abgeleinter Hund bei Knetzgau erschossen - jetzt spricht der Jäger
Für Entsetzen sorgte in diesem Sommer ein tragischer Vorfall bei Knetzgau im Landkreis Haßberge. Dort hatte ein Jäger einen frei laufenden Hund eines österreichischen Ehepaars auf einer Wiese ohne erkennbaren Grund erschossen. Das Paar war zum Urlaub in die Region gekommen und erstatte anschließend Strafanzeige gegen den Schützen. Im Netz entbrannte sich eine Debatte um den Tathergang und die Frage, wie es dazu kommen konnte und ab wann der Abschuss eines Tieres überhaupt gerechtfertigt ist. Viele teilten ihre Trauer und ihr Mitgefühl gegenüber der Halterin über den Vorfall in den Kommentarspalten mit.

Platz 5: Zu wenig Frauen auf der Bühne? Warum eine Besucherin mit dem Line-up des Taubertal-Festivals unzufrieden ist
Die Programmbesetzung auf den Bühnen des Taubertal-Festivals im nahen Rothenburg ob der Tauber haben in der Region für Diskussionsbedarf gesorgt. Einige Besucherinnen und Besucher kritisierten das"männerlastige Line-Up" der diesjährigen Jubiläumsausgabe des Festivals scharf. Die Redaktion hat nach Zahlen recherchiert und das Festival in der Berichterstattung vielseitig begleitet.

Platz 4: Herr Wissing, setzen Sie mit dem Tempolimit ein Friedenszeichen!
Das Thema Verkehr und Verkehrswende ist eine der drängendsten Aufgaben im Kampf gegen Treibhausgase und den Klimawandel. Doch das Verhältnis der Menschen hierzulande zu ihren Autos ist berüchtigt. Vorstöße und Diskussionen, etwa über die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen, werden auch lokal sehr emotional und beherzt geführt. Das musste auch einer unserer Autoren in den Kommentarspalten unter seinem Samstagsbrief an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) erfahren, indem er für ein Tempolimit wirbt.

Platz 3: Entscheidung in Würzburg: Parken auf der Talavera künftig nicht mehr kostenlos
Es war das Thema der Würzburger Stadtgesellschaft in diesem Jahr: die geplante Einfuhr von Parkgebühren auf Würzburgs größtem Parkplatz nahe der Innenstadt. Eine neu gegründete Verkehrs-Koalition aus Grünen, Linken, Freie Wähler, FDP/Bürgerforum und Stadträte von ÖDP, WL und ZfW im Stadtrat hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein neues Verkehrskonzept für Würzburg auf den Weg zu bringen.
Ein Schritt darin sah unter anderem die Erhebung von Gebühren auf den bisher kostenlosen PKW-Stellplätzen am Talavera vor. Doch gegen den Mehrheits-Beschluss des Bündnisses regte sich bald darauf Widerstand in der Bevölkerung. Die Debatte sollte bis zu einem Bürgerentscheid führen und war geprägt von hitzigen Diskussionen und politischen Eklats.

Platz 2: Sexistischer Liedtext: Ballermann-Hit "Layla" darf auf dem Würzburger Kiliani nicht mehr gespielt werden
Dass in Deutschland über Kunst und im Speziellen die Musik gestritten wird, ist durchaus nichts Ungewöhnliches. Doch selten schafft ein Lied es von einem unterfränkischen Bierzelt aus binnen weniger Stunden bis zum Bundesjustizministerium nach Berlin. Der Ballermann-Chart-Hit "Layla" war in diesem Jahr weit über die Grenzen Würzburgs hinaus der wohl kontroverseste Song überhaupt.
Wegen seines sexistischen Liedtextes hatte der Würzburger Stadtrat noch während dem Ablauf des Kiliani-Volksfests verboten, den Song weiterhin von den dort gebuchten Bands im Bierzelt spielen zu lassen. Neben dem Artikel über das Verbot sorgte vor allem auch ein Samstagsbrief dieser Redaktion an eine Würzburger Stadträtin für Furore.

Platz 1: Verletzende Weihnachtspredigt: Empörte Besucher verlassen Gottesdienst
Für die größte Resonanz im Netz hat eine Geschichte gleich zu Jahresbeginn 2022 gesorgt, genauer gesagt zwei Weihnachtspredigten bei den katholischen Sonntagsmessen in zwei Gemeinden im Landkreis Würzburg, die erst im neuen Jahr öffentlich diskutiert wurden. Den beiden Pfarrern Helmut Rügamer in Bergtheim und Father Dunstan Asiimwe in Hausen wurde bei ihren Predigten Rassismus und diskriminierende Worte von Teilnehmenden der Andacht vorgeworfen.
Einzelnen Zuhörerinnen und Zuhörer waren so betroffen, dass sie empört die Kirche verließen und sich unter anderem auch an die Öffentlichkeit wandten. Die beiden Pfarrer entschuldigten sich daraufhin und boten persönliche Gespräche an, um sich mit Geschädigten auszutauschen.

Welche Themen haben Sie im Jahr 2022 am meisten bewegt? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!